Nach der Bibel wurde Methusalem 969 Jahre alt. Dieses Alter erreicht auf Sardinien heute niemand, aber in den Bergen des zentralen Ostens gibt es eine Region, in denen die Menschen besonders alt werden.
14 Dörfer auf Sardinien bilden eine so genannte Blaue Zone, die durch besondere Langlebigkeit ihrer Bewohner auffällt. Von 100.000 Einwohnern erreichen 31 ein Alter von 100 Jahren oder mehr. Diese Bergdörfer der Blauen Zone liegen in den Bezirken Ogliastra und Barbagia und es gibt dort noch eine weitere Besonderheit: Männer leben im Durchschnitt genauso lange wie Frauen.
Die Sarden kennen keinen Ruhestand
Es ist nahe liegend, dass wir nach den Gründen suchen, die es den Menschen ermöglicht, ein hohes Alter zu erreichen. Die Theorie besagt, dass nicht die Gene dafür verantwortlich sind, sondern dass wir die Ursache in der Lebensweise suchen müssen. Vermutlich spielt dabei eine Kombination aus verschiedenen Faktoren eine Rolle.
Das Leben auf Sardinien ist besonders in den Dörfern durch einen traditionellen Lebensstil geprägt. Ein Ruhestand ist praktisch unbekannt, denn jeder ist bis ins hohe Alter aktiv. Technologie hat noch keinen Einzug in die Küche gefunden, sondern die Lebensmittel werden meist mit der Hand zubereitet. Das Kneten von Brotteig ist ein Beispiel von vielen.
Die Menschen verrichten Garten- und Feldarbeit und müssen im Gebirge ständig klettern und Anhöhen überwinden. Dieses natürliche Fitnessprogramm meistern sie an der frischen Luft, verfallen aber nicht dem Zeitdruck, sondern nehmen sich Pausen, wenn ihr Körper es verlangt. Der traditionelle Mittagsschlaf ist dafür das beste Beispiel. Auch das traditionelle Schwätzchen mit dem Nachbarn kommt nicht zu kurz.
Nahrungsmittel aus dem eigenen Anbau
Die Bewohner der Dörfer auf Sardinien profitieren nicht nur von viel Bewegung und sauberer Luft, sondern ernähren sich auch besonders gesund. Die Grundlagen für ihre Ernährung stammen in der Regel aus eigenem Anbau und eigener Viehzucht.
Die Kulinarik auf Sardinien ist einmalig! Was man selber nicht hat, tauscht man mit dem Nachbarn. Die Menschen greifen nicht auf industriell verarbeitete Lebensmittel zurück, sondern ernähren sich natürlich und frei von Chemie. Alles was auf den Tisch kommt, ist frisch und wurde von ihnen selber hergestellt.
Die Ernährung ist ausgewogen, denn die Menschen essen viel Gemüse und wenig Fleisch. Die Fleischgerichte basieren vorwiegend auf Hammel oder Schwein. Der Speiseplan enthält viel Tomaten, Bohnen, Kichererbsen, Mandeln und wilden Fenchel. Dadurch nehmen die Menschen viele Vitamine, viel Eiweiß und viele Ballaststoffe zu sich.
Häufig verarbeiten die Einwohner Sardiniens Disteln zu Gemüse und profitieren von der entzündungshemmenden und antioxidativen Wirkung dieser Pflanzen. Auch Ziegen- und Schafsmilch und der daraus erzeugte Käse sind gesünder und leichter verdaulich als Kuhmilch und Kuhkäse. Auffällig ist auch, dass der Speiseplan sehr wenig Zucker enthält.
Das traditionelle Fladenbrot Pane Carasau wird aus Hartweizengrieß hergestellt und oft mit Kräutern verfeinert. Da die Hirten früher lange Wege zu den Weiden zurücklegen mussten und wochenlang bei den Herden blieben, war es wichtig, dass dieses Brot besonders lange haltbar war.
Cannonau, der traditionelle schwere Rotwein, enthält viele Antioxidantien und wird von den Bewohnern regelmäßig, aber in Maßen konsumiert. Übermäßiger Alkoholkonsum ist in den Dörfern selten zu sehen. Es sieht so aus, als ob das maßvolle Essen ein weiterer Grund für das hohe Alter vieler Bewohner ist.
Sozialer Zusammenhalt
Die Familie ist auf Sardinien heilig und das Alter erfährt eine hohe Wertschätzung. Dies ist Tradition in Sardinien. Die älteren Menschen sind der Mittelpunkt der Familie und profitieren vom starken Zusammenhalt. Oft leben mehrere Generationen in Sichtweite voneinander und begegnen sich täglich.
Familienfeiern sind ein fester Bestandteil des Zusammenlebens und werden gemeinsam begangen. Wer jemals als Besucher zu solch einem Ereignis eingeladen wurde, wird dies bestätigen. Freundschaften bestehen oft das ganze Leben hindurch.
Die älteren Menschen bleiben solange wie möglich aktiv und sind stolz, einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen. Auch 100-Jährige beginnen den Tag mit dem Wissen, gebraucht zu werden. Sie bleiben nicht alleine, und die Sicherheit der Familie und die Gewissheit, geliebt und respektiert zu werden, fördert bei Ihnen ein stabiles Gefühlsleben.
Da sie ausgeglichener sind, regen sie sich nicht so schnell über etwas auf und sind statt dessen häufig guter Laune. Dies scheint ebenfalls dazu beizutragen, dass es in den Dörfern der Blauen Zone viele über 100-Jährige gibt.